Dienstag, 17. Mai 2016





Die Hügelgräberfelder von Weilmünster
und seiner Umgebung


Anmerkungen zu historischen Waldgrabstätten in Taunus und Wetterau
angesichts des Wiedererwachens der Waldbeerdigungskultur
im Rahmen neuangelegter Waldfried-Beerdigungsplätze





Natur des Weiltales




Eine natur- und landeskundliche Studie und Datensammlung
von
Dipl. Biol. Peter Ulrich Zanger
Mai 2016








Anmerkungen zu Waldgrabstätten und Beerdigungskulturen

Die Einhaltung religiöser Rechtsregeln manifestiert sich am deutlichsten bei den hochentwickelten Umgangsformen des Menschen mit dem Tod und damit mit der Beerdigungskultur. Wiederum herausragend im Vergleich zu den anderen, großen Weltreligionen Buddhismus, Islam, Judentum, der nordischen Edda-Religion und den indianischen Naturreligionen erweist sich in diesem Zusammenhang das Christentum, daß sich als bedeutsamstem Ereignis auf eine Hinrichtung, nämlich die Exekution Christi am höchsten Feiertag, dem Karfreitag, bezieht; einem zentralen Schlüsselereignis, welches im übertragenen Sinne an die regelmäßig wiederkehrenden Weltneuerschaffungen "aus den Knochensplittern der vergangenen Riesen-Geschlechter" der Edda-Kultur erinnert.

Durch diesen eindeutigen Positionsbezug zur Einhaltung des Regelwerkes der 10 Gebote und damit insbesondere dem 1. Gebot "Du sollst nicht töten" begründet die christliche Lehre gleichzeitig eine anschauliche Spiegelung des menschlichen Erfindungsreichtumes bei der Umgehung ebendieser höchsten Regel und dem gleichzeitigen intellektuellen Versuch, trotzdem nicht mit dem Regelwerk in Konflikt zu geraten. Ein intellektuelles Meisterwerk der Christen welches Angehörige anderer Weltanschauungen, die weniger Respekt vor dem Leben des Individuums an sich aufzuwenden haben, nicht notwendigerweise erbringen müssen.

Grundsätzlich sind alle Menschen aller Kulturen und Weltregionen gleich und unterscheiden sich nur im Hinblick auf ihre sexuelle Zuordnung, also Mann oder Frau bzw. Übergangsformen. Prinzipiell schützen Menschen ohne Vorteilsabwägung automatisch und sofort das Leben anderer Menschen in Bedrohungslagen. Unterschiedliche Einstellungen zum Wert eines individuellen Lebens an sich ergeben sich höchstens aus Lebensnotlagen - also Hunger -, einer Ausnahmesituation die in allen Weltregionen nach Naturkatastrophen, Kriegen, Mißernten, etc. gleichmäßig auftreten kann. In andauernd kargen Armutsregionen, wie z.B. dem Taunus zur Zeit der Kreuzzüge und des 30-jährigen Krieges, können sich so systematische zwischenmenschliche Hungerattacken auf "Andere" entwickelt haben, die bis in die Neuzeit die Grundeinstellung zum 1. Gebot prägen und relativieren. Etwa in dieselbe Zeit datiert die Bildung von Kirchengemeinden und die systematische Anlage von Friedhöfen, die den Zweck hatte, die Kontrolle einer Gemeinschaft über Todesfälle - und damit die Einhaltung des "Du sollst nicht töten"-Regelwerkes zu ihrem Selbstschutz gegenüber Akteueren der Selbstjustiz, die das Lebensrecht anderer mißachteten, herzustellen.

Friedhöfe wurden zumeist auf dem Kirchhof einer christlichen Gemeinde, also im Ortsinneren angelegt und gepflegt; im Unterschied zu den verwandten jüdischen Grabstätten, die meist außerhalb von Ortsgrenzen angelegt und sich selbst überlassen wurden, also langsam überwucherten und verfielen. Damit setzte das Christen- und Judentum einen Kontrapunkt zu den Naturreligionen früherer Völker der Region, die ihre Toten in indianischer Weise fern von jeglicher Siedlung im Wald der Natur überließen, insofern sie keinen Kannibalismus praktizierten.

Ausnahmen bzw. Vermischungen mit Naturvolkreligionen entstanden im Zusammenhang mit Gerichtsstätten und Prozessen der Christengemeinden, die zwar das Tötungsverbot kannten aber auch Exekutionsstätten bauten und zwar meist weitab außerhalb der Ortschaften, an Stellen, an welchen nur noch die Kirchturmspitze der Gemeinde sichtbar blieb. An solchen Orten, meist Galgenberg genannt, standen Gerichtseichen, Galgen oder Verbrennungseinrichtungen für Hexenprozesse, Ehebruchsabhandlungen oder Mord- und Totschlag-Verfahren. In solchen Rahmen Prozessierte wurden dann auch fast immer außerortens beerdigt, was das Anwachsen von Waldgrabstätten in der Umgebung der Hinrichtungsstätten im Laufe der Jahrhunderte zur Folge hatte.

Nun hat sich im Laufe der langjährigen Untersuchungen des historischen Hinrichtungsstätten-Ballungs-Phänomenes im Taunus und der westlichen Wetterau die Interpretationsweise etabliert, daß Gerichtseichen, Galgenberge und Hexen-Exekutionsorte deshalb weit außerorts angesiedelt waren, weil so die direkte Teilnahme der über das Individualverhalten Einzelner in Rage geratenen Dorfgemeinde am Verfahren und der Urteilsvollstreckung selbst weniger wahrscheinlich war und somit die Möglichkeit bestand, die Hexe oder den Ehebrecher ungesehen im Wald "auf den Jacobsweg" entkommen zu lassen und der Rachegemeinschaft anschließend vorzuspielen, der oder die Böse sei verbrannt bzw. im Wald vergraben worden. Ähnliches wäre in ummauerten, später stacheldrahtbewehrten, geschlossenen Justizeinrichtungen, wo unter der Vorstellung, ungesehen Handeln und vollstrecken zu können die wohl grausamsten zwischenmenschlichen Exzesse historisch ihre Blüten trieben, nicht so leicht möglich gewesen, denn die interne Dynamik zwischen Vollstreckern in Kerkern, Karzern, Türmen, Verließen und Konzentrationslagern ist eine andere als im Wald und der freien Natur.  

Die hoffnungsvollere Interpretation der außerörtlichen Gerichtsstätten in Kombination mit den zahlreichen Jacobswegen der Region als Veranstaltungsplätze wenig harmvoller, historischer Justiztheater erklärt aber kaum die Zusammenballung von Waldgrabstätten, wie wir sie als Hügelgräber in manchen Abschnitten des Taunus einzeln oder bisweilen stark gehäuft finden können. So scheinen manche der Hügelgräberfelder in direktem Zusammenhang mit Galgenbergen zu stehen, andere wohl aber eher von militärischen Ereignissen vergangener Epochen herrühren. Wieder andere, einzelne mögen tatsächlich von historischen indianischen Beerdigungen von Führungspersönlichkeiten zusammen mit deren Wertgegenständen mitten im Wald herrühren - wenn es solche Ereignisse tatsächlich gegeben hat.

Zur Aufklärung dieser Frage wäre wohl die Detailuntersuchung jeder einzelnen Waldgrabstätte notwendig.

Weilmünster als größte, auf der TK 5516 verzeichnete Gemeinde, bietet ein interessantes Spektrum historischer und kontemporärer Sepulkralkulturstätten und eignet sich so besonders als Studien- und Anschauungsobjekt für die Entwicklung der regionalen Beerdigungskultur.

Älteste innerörtliche Beerdigungsanlagen sind und waren der Kirchhof der evangelischen Kirche, der reguläre Friedhof im Laukelt und der alte jüdische Friedhof auf der Terassenanlage am Kirrberg südlich des ehemaligen Bahntunnels. Dazu kamen ab 1890 mit dem Bau des Sanatoriums der große Waldfriedhof des Krankenhauses mit eingebettetem neuen jüdischen Friedhof, beide Anlagen mehrfach umgestaltete und doppel- und überbelegt. Nach Kriegsende gesellte sich zu diesen beiden, neuen Friedhöfen der Kriegsgräberfriedhof des 2 WK.

Außerorts sind die nicht exakt datierten Hügelgräberfelder nahe Dietenhausen von Bedeutung. Hierzu zählen die Waldgräber am Heidenkopf und im Maar Richtung Brandoberndorf-Hasselborn. Vermutlich jüngeren Datums sind die Hügelgräber am Ende der ab 1933 vom RAD gebauten Lichtertalstraße, ein inzwischen fast verschwundenes Phänomen, welches nur auf Topographischen Karten nach 1966 verzeichnet ist. 

Produkt eines wohl vermutlich privaten Waldbeerdigungsversuches waren die im Winter 2005/2006 auf der Rückseite des Wasserwerkes Möttau / Kindersanatorium mit einem Radbagger ausgehobenen 4 Einzelgräber, die kurz nach ihrer Entstehung ohne Inhalt wieder verschlossen wurden.

Neuester Höhepunkt bildet die Einweihung des Neuen Weilmünsterer Waldfriedhofes am Stollberg nahe des Sonnen- und Habacher-Hofes an der Landstraße nach Aulenhausen. Der "Waldfried" bietet nach Friedhofssatzung vom 16. September 2013 die unkomplizierte Urnenbestattung an Einzel- oder Gemeinschaftsbäumen und hat eine ausgedehnte, projektierte Erweiterungsfläche, wobei Ortsferne und Bestattungsanonymität das Konzept der traditionellen Überwachung von Todesfällen durch die Dorfgemeinschaft untergraben.

Weitere, auf der TK 5516 verzeichnete außerörtliche Beerdigungsstätten sind die Hügelgräberfelder im Wald zwischen Phillipstein und Hirschhausen sowie der jüdische Friedhof von Laubuseschbach zwischen Flachsberg und Hühnerküppel.




...


Im Folgenden wird die Lage der einzelnen Hügelgräberfelder auf Übersichts-Luftbildkarten auf Grundlage von Google-Earth Luftbildern dargestellt (rote Punkte) und anschließend auf dem jeweiligen Ausschnitt der Topographischen Karte (TK) 1 : 25.000 (Meßtischblatt) detailliert aufgeführt. Räumlich-geographische Bezugspunkte, bedeutungsvolle Flurnamen und historische Ereignisse werden in Zusammenhang gestellt und notiert. 

Detailuntersuchungen jedes Hügelgrabes wären in einem erweiterten Rahmen durchzuführen.    



UNTERSUCHUNGSGEBIET :


Auf dem Übersichtsplan der Topographischen Karten (Meßtischblätter 1 : 25000) Hessens (Teilausschnitt Region Rhein/Main - Taunus - Westerwald) gelb markiertes Studiengebiet mit TK Blatt-Nummer und TK Hauptortsname. Die für die nachfolgenden Detailausschnitte verwendeten Karten sind zumeist älteren Datums als auf dem Plan als letztes Aktualisierungsjahr der jeweiligen TK angegeben. 
  

   



         

Die Hügelgräberfelder zwischen Limburg, Weilburg, Brechen und Weilmünster



Hügelgrab-Felder (rote Punkte), die auf den auf den Topographischen Karten von Weilburg (5515), Villmar (5615) und Weilmünster (5516) registriert sind, übertragen auf eine Luftbildkarte (Google Earth). Die Hügelgrabfelder sind entsprechend der Behandlung in diesem Artikel fortlaufend von #1 bis #11 durchnummeriert (weiße Ziffern). Zusätzlich eingetragen sind die Ortsbezeichnungen (Flur- und Geländenamen), die im Zusammenhang mit historischen Stätten der Justiz (Exekutionsplätze) und des nationalsozialistischen T4-Programmes (Euthanasieprogramm) stehen sowie die Lage wichtiger  Militärprojekte des Dritten Reiches (V2 Raketenprogramm Abschußbasen) an welchen es gegen Ende des Zweiten Weltkrieges zu Auseinandersetzungen kam (gelbe Texteinträge).



TK 5515 Weilburg




Hügelgräberfelder sind im schmalen Waldgürtel zwischen den Orten Heckholzhausen-Merenberg, Gaudernbach-Wirbelau und Eschenau-Arfurt (Östlicher Westerwald und Lahntal) registriert.

1.
Die Hügelgräber im Wald von Heckholzhausen stehen in räumlicher Nähe zum Galgenkopf bei Allendorf und zum Geiersberg bei Hasselbach, beides historische Ortsbezeichnungen für außerörtliche Stätten der ehemaligen Justiz (Hinrichtungsplätze). Heckholzhausen ist Quellort des Kerkerbaches.



Hügelgräberfeld im Wald bei Heckholzhausen


2.
Das Waldgebiet zwischen Wirbelau, Schupbach und Gaudernbach ist aus den letzten Jahren des 2. Weltkrieges als angeblicher Standort von mobilen Vidal-Abschußanlagen für V2 Raketen bekannt, welche per Bahntransport von Wetzlar kommend bis Gräveneck und Aumenau verfrachtet und dort auf Transportlastwagen umgeladen worden sein sollen (Karsten Porezag (1997): Geheime Kommandosache. Geschichte der V-Waffen und geheimen Militäraktionen an Lahn, Dill und im Westerwald. Verlag Wetzlardruck, 488 S. ISBN: 3-926617-20-9 Pp). Im Wald bei Gaudernbach seien die Raketen in Richtung Hadamar gestartet worden. Ziel war London. Getroffen wurden Berichten zufolge Ziele in Belgien, zumindestens 1 mal Antwerpen. Ebenso gibt es Gerüchte über enorm starke Detonationen im Westerwald, z.B. nahe Hadamar und Dornburg kurz vor Kriegsende.  Dort fallen mehrere kontemporäre Steinbrüche mit trichterartiger Kraterfom auf. Ein Zusammenhang zwischen den Hügelgräberfeldern und den militärischen Aktivitäten ist nicht ausgeschlossen, wobei der offensichtlich erfolglose und wenig treffgenaue Ablauf des Raketenprojektes eine Rolle gespielt haben könnte.



Hügelgräberfelder im Wald zwischen Gaudernbach und Wirbelau. Genau dort sollen die V2-Abschußbasen gelegen haben.


3.
Ob ähnliches wie zu den unter Punkt 2. aufgeführten und ca. 4-5 Kilometer weiter nördlich liegenden Hügelgrabfeldern auch für die Hügelgräber zwischen Eschenau und Arfurt gelten könnte oder ob es sich bei den dortigen Waldgräberfeldern wiederum um eine Stätte der Justiz handelt, ist unsicher. Die heute gebräuchlichen Waldabteilungsnamen Rauschen, Nauscheid und Grommet deuten nicht auf einen direkten Zusammenhang mit einer Exekutionsstätte hin. Westlich der Hügelgräber verläuft das "Kerkerbach"-Tal mit der ehemaligen Kerkerbachtal-Bahnlinie.



Hügelgräberfelder zwischen Eschenau und Arfurt




TK 5615 Villmar



Hügelgräberfelder sind nahe des Villmarer Galgenberges im Rippenrot-Wald, in Wäldern zwischen der Alteburg und dem Hof zu Hausen und im Wald nahe dem Hofgut Kloster Gnadenthal registriert.




4.
Die Hügelgräberfelder bei Hof Traisfurt und im Wald Rippenrot stehen in unmittelbaren räumlichen Zusammenhang mit dem Galgenberg zwischen Villmar und Weyer, einer der historischen Hinrichtungsstätten der Justiz Limburg. Der Flurname "Rippenrot" deutet auf Skelettfunde hin.



Hügelgräberfelder im Rippenrot-Wald nahe dem Galgenberg Villmar




5. - 6. - 7.
In Wäldern zwischen Weyer, Münster und Eisenbach liegen 3 Hügelgrabfelder. Das Hügelgrabfeld im "Katzenloch"-Wald bei Münster ist wegen des Geländenamens "Katzenloch" vermutlich im Zusammenhang mit Hexenverfolgungen zu sehen. Westlich davon liegt  das Hügelgrabfeld  an der Alteburg, angeblich einer römischen Ringwall-Befestigungsanlage welche aber auch ebensogut als RAD-Verteidigungsbauwerk in den Jahren 1933 bis 1945 genutzt worden sein könnte. Nach der Kapitulation des Deutschen Reiches am 8. Mai 1945 sollen sich angeblich versprengte Einheiten der SA und SS im "Goldenen Grund" gesammelt und noch längere Zeit bewaffneten Widerstand geleistet haben. Das Hügelgräberfeld östlich des Tannenhofes im Walde Strut liegt in räumlicher Nähe zu mehreren nassauischen Lehenshöfen (Hubertushof, Birkenhof, Petershof, Irmenhof, Klausenhof, Marienhof, Hof zu Hausen im Wiesental) die zum Teil an verdiente nassauische Militärs übergeben worden waren und im Zusammenhang mit dem Hofgut Kloster Gnadenthal standen. 


Hügelgräber-Felder zwischen Münster und Eisenbach



8.
Besonders auffällig sind die Hügelgräber am "Lieblichen Berg" nahe dem Hofgut Kloster Gnadenthal. Schon die Namensgebung des angrenzenden  "Schießhecke"-Waldes zwischen Ohren und Erbach südlich Niederselters kontrastiert mit den Ortsbezeichnungen "Lieblich" und "Gnade". Das Hofgut Gnadenthal stand in organisatorischem Zusammenhang mit Hofgütern nördlich Eisenbach und im Wiesengrund (Tannenhof, Hubertushof, Birkenhof, Petershof, Irmenhof, Klausenhof, Marienhof, Hof zu Hausen), fürstlich-nassauischen Verleihungen an verdiente Militärs - so daß ein kontextueller Zusammenhang zu den Hügelgrabfeldern zwischen Eisenbach und Münster nicht auszuschließen ist. Kloster Gnadenthal bei Niederselters liegt am von Limburg nach Mainz südwärts führenden Jacobsweg. 


Hügelgräberfeld am Kloster Gutshof Gnadenthal











Die Hügelgräberfelder von Weilmünster



Luftbildkarte (Ausschnitt der Topographischen Karten (Meßtischblatt 1 : 25.000) Blatt 5516 Weilmünster und 5515 Weilburg. Die Lage der Hügelgräberfelder bei Weilmünster ist durch Rote Punkte markiert. Die Lage des Klinikums Weilmünster (1938-1942 T4-Programm), des Wasserwerkes Kindersanatorium / Möttau und der "Florentine"-Behinderteneinrichtung sind durch rosa Marker gekennzeichnet. Der Verlauf der vom Reichsarbeitsdienst gebauten Lichtertalstraße ist durch weiße Punkte gekennzeichnet. 






TK 5516 WEILMÜNSTER





Die Hügelgräber-Felder konzentrieren sich in 2 Wäldern rund um Weilmünster-Dietenhausen - westlich an der B 456 und im Wald östlich Dietenhausen in Richtung Brandoberndorf - und zwischen Weilburg-Hirschhausen und Braunfels-Phillipstein an der L 4351. An beiden Stätten fällt die Nähe von traditionellen "Behinderten-Einrichtungen" auf. 



9.
Die 2 Hügelgräber-Felder liegen im Wald östlich Dietenhausen. Die Flurbezeichnungen lauten "HEIDENKOPF" und "MAAR". (Vergleiche: Die Hügelgräber östlich der Oberurseler Hohe-Mark sind benannt als "HEIDENGRÄBER" bzw. liegen am "HEIDENGRABEN". Maar ist eine geomorphologische Bezeichnung für in erloschenen Vulkankratern gebildete Seen (Eifel-Maare) und leitet sich vom lateinischen Wort "mare" = Meer ab. Unter den ehemals verwendeten Ortsnamen ist Dietenhausen früher auch als Doden-Hausen (Totenhausen) bezeichnet worden. Diese nekrologische Metapher könnte auf ein zeitgeschichtlich älteres Datum des Gräberfeldes hinweisen und beispielsweise auf eine "Auslöschung" der Siedlung durch "Epedemien" oder Fremdeinwirkung (Genozid, militärische Schlachten z.B. 30-jähriger Krieg, ...) andeuten. Ausgrabungen dort sind beschrieben von Herbert Keiper (1987): Geschichtliche Funde um Dietenhausen. In : Weilmünsterer Land in alter und neuer Zeit S. 124-130. Gemeindeverlag Weilmünster. Keramikfundstücke, die Einwanderern aus der Region Kleinasien zugeschrieben werden könnten ("Idol von Dietenhausen" in Form eines Fisches), sind abgebildet. Das Fundstück liegt im Heimat-Museum Rohnstadt.  


Die Hügelgräber östlich Weilmünster-Dietenhausen am "Heidenkopf" und am "Maar".




10.
Das Hügelgräberfeld an der B 456 südlich Dietenhausen ist erstmals nach 1966 auf einer Topographischen Karte eingetragen. Auffällig ist die Lage am Ende der sogenannten Lichtertalstrasse, einem Bauwerk, welches vom Reichsarbeitsdienstlager Sudetenstrasse Weilmünster geplant und gebaut wurde. Die befestigte Waldstraße in Richtung Grävenwiesbach endet abrupt im Wald zwischen Dietenhausen und Audenschmiede in Form eines auffälligen Wege-Dreieckes, das mit Kastanien-Bäumen umpflanzt ist. Es existieren Gerüchte über den zwangsweisen Arbeitseinsatz von Patienten des Weilmünsterer Sanatoriums beim Straßenbau. Die 4 Hügelgräber im Wald sind nach Baumfällungen heute kaum noch erkennbar. 

Hügelgrabfeld am Ende der Lichtertalstraße auf der Topographischen Karte von 1996.


Zum Vergleich : Kartenausschnitt Lichtertalstraße auf der Topographischen Karte von 1955. Links Oben rot umrandet das Reichsarbeitsdienstlager "Wellersberg" in der heutigen Sudetenstrasse, darunter das "Klinikum" in seiner ehemaligen Benennung "Nassauisches Kindersanatorium". Rechts unten rot umrandet das Ende der Lichtertalstrasse, die zu dieser Zeit noch nicht mit dem heute bekannten "Kastaniendreieck" endete sondern rechtwinklig in die Waldstrasse zwischen Audenschmiede und Dietenhausen einmündete. Darunter rot umrandet die "Waldabteilung 28" mit noch nicht eingetragenem Hügelgrabfeld. Die 4 Hügelgräber sind also ebenso wie das Straßendreieck nach 1955 entstanden.




11.
Das Hügelgräberfeld bei Phillipstein liegt 1500 Meter nordöstlich der Mauer des Tiergartens Weilburg, eines ehemaligen, zu Jagdzwecken angelegten Wildparkes der fürstlichen Weilburger Residenz und 400 Meter südöstlich der heutigen Behinderteneinrichtung "Florentine", einem Gebäudekomplex der bis zur Stillegung der "Grube Florentine - Martha - Gloria" zum ehemaligen "Wetzlarer Burg"-Bergwerk gehörte. 



 Ausschnitt der Topographischen Karte Weilmünster mit dem Hügelgräberfeld bei Philippstein. 



Ausschnitt aus der angrenzenden Topopgraphischen Karte Blatt 5416 Braunfels von 1951 mit den ehemaligen Bergwerksbezeichnungen



Zusatz
Wasserwerk Nassauisches Kindersanatorium Weilmünster bei Möttau.
Im Februar 2006 wurden 4 geöffnete Gruben auf der Rückseite des Wasserwerkes an der B 456 entdeckt. Die Gruben waren mit einer Baumaschine vermutlich zwischen November 2005 und Januar 2006 geöffnet worden. Spuren deuteten auf einen Radbagger hin. Nach eingeleiteten Presserecherchen wurden die Gruben bis Mitte 2006 wieder verschlossen. Zuvor waren Publikationen zur Geschichte des Hügelgräberfeldes am Ende der Lichtertalstrasse von einem Weilmünsterer Verlag vorbereitet worden. Ein Zusammenhang mit den Publikationsvorbereitungen wird vermutet. 

Siehe auch :  http://www.waldgraeber.blogspot.de/


Lage der 4 vorbereiteten Gräber vom Februar 2006 auf dem Wasserwerk (Wbh.) bei Weilmünster-Möttau









Die Hügelgräberfelder von Merzhausen, Usingen-Wehrheim, Kransberg-Ziegenberg, dem Köpperner Tal und dem Bad Homburg - Oberurseler Vordertaunus




Hügelgrab-Felder (rote Punkte), die auf den auf den Topographischen Karten von Grävenwiesbach (5616), Usingen (5617) und Bad Homburg (5717) registriert sind, übertragen auf eine Luftbildkarte (Google Earth). Die Hügelgrabfelder sind entsprechend der Behandlung in diesem Artikel fortlaufend von #12 bis #39 durchnummeriert (weiße Ziffern). Zusätzlich eingetragen sind die Ortsbezeichnungen (Flur- und Geländenamen), die im Zusammenhang mit historischen Stätten der Justiz (Exekutionsplätze) stehen sowie die Lage wichtiger militärischer Einrichtungen des Dritten Reiches (1933-1945) an welchen es gegen Ende des Zweiten Weltkrieges zu Auseinandersetzungen kam (gelbe Texteinträge).

Gesondert behandelt wird hier eine Gruppe von Hügelgräberfeldern, die entlang der historischen Grenzwallbefestigung "Limes" auf der Höhe der Römerkastelle "Gaulskopf", "Ockstädter Wald" (nahe Dachskopf), "Kapersburg", am Wellenberg und im Kolbenrot-Wald liegen. Mit Ausnahme des Kolbenrot-Wald-Gräberfeldes sind die Hügelgräber auf der TK 5617 von 1951 NOCH NICHT eingetragen. Wegen der langjährigen Unzugänglichkeit des Geländes als "Militärischer Sicherheitsbereich" des ab 1949 dort installierten US-amerikanischen Munitionsdepots und der späteren Nutzung ab 1997 des Munitionsdepots Köppern-Süd durch die Bundeswehr ist eine separate Untersuchung der Entstehungsgeschichte der Grabfelder angebracht. Auf der Übersichtskarte ist die Position der Grabfelder blau markiert und mit römischen Ziffern von I bis VII durchnummeriert.






TK 5616 Grävenwiesbach



Die auf der TK 5616 Grävenwiesbach verzeichneten 2 Hügelgräberfelder beschränken sich auf die direkte, räumliche Umgebung des ehemaligen, dem "Führerhauptquartier Ziegenberg" zugeordneten Feldflughafen Schafweide bei Merzhausen aus der Zeit des Dritten Reiches und Zweiten Weltkrieges 1933-1945. Die Flughafenfläche wird heute als Interkontinentale Sendefunkstelle und Satellitenanlage von der Deutschen Telecom genutzt.


Lage der 2 Hügelgräberfelder (rot) nahe des ehemaligen Feldflughafens Schafweide. Der ehemalige Verlauf der Munitonstransport-Sonder-Bahnlinie vom Luftwaffen Munitionsdepot bei Hundstadt ("Am Schneiderskopf" - heute BGS) über den Bahnhof Wilhelmsdorf bis zum ehemaligen Flughafengelände ist mit weißen Punkten markiert. 



12. - 13. 
Auf dem TK-Blatt 5616 Grävenwiesbach sind praktisch keine Hügelgräber verzeichnet. Einzige Ausnahme bilden die 2 Hügelgrabfelder am Bahnhof Wilhelmsdorf und südöstlich der heutigen "TELECOM Erdfunkstelle Merzhausen" nahe dem Grünwiesenweiher. Diese Grabfelder stehen in räumlicher Nähe zum Abzweig der Munitionstransport-Bahnlinie von der Bahnlinie Grävenwiesbach-Usingen am Bahnhof Wilhelmsdorf sowie der Start- und Landebahn des ehemaligen Feldflughafen Schafweide. Ein logistischer Zusammenhang mit Ereignissen des Zweiten Weltkrieges ist nicht auszuschließen. Hierzu zählen u.a. die Luftangriffe auf den Feldflughafen von Weihnachten 1944 und vom Frühjahr 1945. Auffällig bleiben desweiteren die räumliche Nähe des "Galgenkopfes" westlich Wilhelmsdorf und die Ortsbezeichnung des Munitionsdepots MUNA "Am Schneiderskopf" als regionaltypische Bezeichnungen für außerörtliche Stätten der Justiz (Hinrichtungsplätze / Exekutionsstätten). 




Lage der 2 Hügelgräber-Felder am ehemaligen Feldflughafen Schafweide (heute: Erdfunkstelle) auf der TK 5616 Grävenwiesbach (gelb unterlegt). Der Verlauf der ehemaligen Munitionstransport Bahnlinie vom Bahnhof Wilhelmsdorf zum Flughafen ist durch eine rot gestrichelte Linie gekennzeichnet. Die Gleise endeten am "Wolfsgarten" und verliefen vermutlich ein Stück unterirdisch. Im Graben der ehemaligen Bahntrasse liegt heute der Usinger Schießplatz. 





TK 5617 Usingen


Die Topographische Karte von Usingen (Meßtischblatt 1 : 25.000) ist die Landkarte der Region Westerwald - Taunus - Rhein-Main mit der größten Zahl eingetragener Hügelgräber. Insgesamt sind 21 Grabfelder verzeichnet, 7 davon in einem Abschnitt, der seit 1949 als Militärischer Sperrbezirk gesperrt war, wobei 6 Grabfelder erst auf Neukartierungen nach 1951 registriert wurden (Munitionsdepot Köppern-Süd). 9 weitere Grabfelder liegen in räumlicher Nähe zu Kommandostrukturen des Dritten Reiches, die bei Luftangriffen in den letzten Kriegsmonaten des 2. Weltkrieges zum Teil schwer beschädigt wurden (Führer-Hauptquartiere FHQ Ziegenberg-Kransberg, Bunkeranlagen, RAD-Siedlungen, Munitionsdepots, Flughafen, etc.). 

Bei einer großräumigeren Betrachtung des Usinger Blattes zusammen mit den TK von Grävenwiesbach (5616) und Bad Homburg (5717) fällt die große Zahl von mindestens  7 historischen Hinrichtungsstätten (Galgenberge) in einem relativ kleinräumigen Gebiet auf, zwischen denen die Militäranlagen ab 1933 bis 1949 neu eingerichtet wurden. Es kann vermutet werden, daß durch diese Initiative von Seiten der "Regieführung" versucht wurde, seit langem verwurzelte völkische Todessymbolik und Rechtsbrauchtum aufzubrechen und zu modernisieren. Dieser Hintergrund erklärt allerdings für sich alleine noch nicht die Existenz der im Folgenden einzeln kartierten Grabfelder. 



14. - 21.
Zusammengefasst sind auf dem nachfolgenden Kartenausschnitt die auf Topographischen Karten eingetragenen Hügelgräberfelder in unmittelbarer Umgebung des sogenannten "ehemaligen Führerhauptquartieres Ziegenberg-Langenhain". Kartengrundlage bildet die TK 1 : 25.000 von 2004. Es ist anzumerken, daß von den insgesamt 8 Hügelgrabfeldern 5 Felder als Kulturdenkmal (KD) gekennzeichnet sind, 2 nur als "Hügelgraber" eingetragen sind und 1 Feld, das auf früheren Ausgaben der TK eingetragen war, auf der Kartenversion von 2004 fehlt.

5 Felder (17-21) liegen im "Kirchwald" zwischen Kransberg-Friedrichsthal und Ziegenberg in 1400 bis 2000 Metern Abstand südlich der Ruine von "Schloß Ziegenberg" an den Waldverbindungswegen zwischen der ehemaligen Bunkeranlage des FHQ und der RAD-Siedlung sowie dem Schloß Kransberg, einem ebenso als FHQ-Dependance genutztem Bauwerk.

2 weitere Felder (15-16) befinden sich im "Filshard"-Wald nahe dem Waldrand am Dillenberg beim westlichen Nachbarort Maibach in einem Abstand von 2400-2500 Metern westlich des ehemaligen "Führerbunkers".

Das letzte, nicht mehr auf der aktuellen TK-Ausgabe eingetragene Hügelgrab ( # 14. ), befand sich in circa 500 Metern Abstand nordwestlich von Schloß Ziegenberg im "Schneiderwald" an einer Stelle, die gegenwärtig von einer militärischen Depot-Anlage eingenommen wird. Auf dem Gelände über den ausgedehnten, unterirdischen Gangsystemen des Führerhauptquartieres, die bei Luftangriffen kurz vor Kriegsende teilweise beschädigt worden sein sollen, wurde nach 1945 von der US-Armee zuerst ein Treibstoff- oder Waffendepot eingerichtet, welches nach 1990 von der Bundeswehr übernommen wurde aber mittlerweile außer Betrieb gegangen ist. Unbekannt ist, ob das Hügelgrab oder Grabfeld bei Bauarbeiten beseitigt wurde oder ob es nach systematischer Ausgrabung und Untersuchung nicht mehr als solches verzeichnet wurde. Das nachfolgende Luftbild gibt einen Überblick über die Reste des Depots, die Lage von Schloß Ziegenberg und ehemaligen FHQ-Gebäuden sowie der weiteren Umgebung.



Ausschnitt der Topographischen Karte von Usingen (Blatt 5617) mit der Lage der Hügelgräberfelder 14 bis 21 in der näheren Umgebung des ehemaligen FHQ. Das nicht mehr eingetragene Hügelgrabfeld # 14 etwa 500 Meter nordwestlich des Schlosses Ziegenberg ist rot umrandet gelb unterlegt nachgetragen.



Ehemaliges US-Army und Bundeswehr-Depot mit ehemaligem Hügelgrabfeld (ungefähre Position rot umrandet) nordwestlich des ehemaligen Führerhauptquartieres Ziegenberg.




Karte des Bodenrisikopotentiales mit noch eingezeichnetem Hügelgrabfeld bei Schloß Ziegenberg.



22. 

Auf 3 Teilflächen im "Jungholz"-Wald südlich der Kransberger Kreuzkapelle und nördlich der Landstraße zwischen Usingen und Pfaffenwiesbach liegen 14 Hügelgräber, die - im Gegensatz zu den vorangehend erwähnten Feldern # 14-21 südlich Ziegenberg - auf der Topographischen Karte von 1951 noch nicht verzeichnet waren. Dies könnte darauf hindeuten, daß sie entweder später entdeckt wurden oder in genetischem Zusammenhang mit dem Ende des Zweiten Weltkrieges stehen. Nach der deutschen Kapitulation und dem Vorrücken der Alliierten in den Taunus sollen sich den militärischen Führerhauptquartier-Strukturen zugeordnete Sondereinheiten der SA und SS "in die Wälder zurückgezogen und dort "den Amerikanern" noch lange Widerstand geleistet haben", wie es im regionalen Volksmund heißt. Ob Opfer dieser Auseinandersetzungen in Waldgrabstätten beerdigt wurden oder ob Waldgrabstätten bei der Beendigung des bewaffneten Konfliktes symbolisch angelegt wurden, um die Verfolgung der Teilnehmer an Kämpfen zu vermeiden, wäre im Einzelfall zu untersuchen.

Das Waldgebiet südwestlich Kransberg gehört zu den ehemaligen industriellen Abbauflächen von Taunusquarzit. Neben offen sichtbaren Tagebauflächen (Steinbrüche) sollen sich im Wald Jungholz-Schweinehardt-Wormstein auch ausgedehnte, unterirdische Anlagen, die mit dem Bergbau in Zusammenhang stehen, befinden. Vermutlich wurden diese unterirdischen Bauwerke bzw. Tunnelsysteme zu Zeiten des Zweiten Weltkrieges auch militärisch für gegen Luftangriffe gesicherte "kriegswichtige Produktionsanlagen" oder als Bunker genutzt. Versiegelte Zugänge sind im Wald verteilt. Die Karte des geologischen Gefährdungspotentiales verzeichnet den betreffenden Abschnitt als "Bereich mit erhöhtem Risiko durch unterirdische Bauwerke".


Ausschnitt der TK mit den Hügelgrabfeldern südlich von Kransberg im Wald zwischen der Kreuzkapelle und der Landstraße Pfaffenwiesbach-Usingen.



23. - 27.

Weiter südlich der auf TK Blatt 5617 bisher beschriebenen Hügelgrabfelder mit laufender Nummer 14-22 befinden sich 5 Gruppen von Grabfeldern, die alle in relativer räumlicher Nähe zu Flurbezeichnungen stehen, die auf die Existenz ehemaliger, historischer Hinrichtungsstätten hindeuten, ohne daß dadurch bereits ein genetischer Zusammenhang zwischen justiziärem Exekutionsplatz und Hügelgrabfeld nachgewiesen wäre. Alle 5 Stätten liegen in Waldrandnähe zum Tal der Gemeinde Wehrheim.

Grabfeld 23 befindet sich im Wald "Schmitt" nahe der Erhebung "Schlink" im Norden Wehrheims, einem vermutlich von dem Wort "Schlinge" abgeleiteten Ortsnamen. Grabfeld 24 und 25 liegen nahe der B 456 zwischen dem Wehrheimer "Kreuzstein" und dem Usinger "Galgenkopf" nordwestlich von Wehrheim. Grabfeld 26 und 27 liegen im Wald am "Süßeberg" in unmittelbarer Nähe zum Wehrheimer "Galgenberg" nordöstlich von Wehrheim am Rande des Bizzenbach-Tales.

Detaillierte Aufzeichnungen vom Mißbrauch des Wehrheimer Galgenberges als tatsächlicher Tötungsstätte liegen im Zusammenhang mit den "nassauischen Hexenverfolgungen zwischen 1600 und 1700" vor. Im Jahr 1631 war es zu Hinrichtungen von diesbezüglich Angeklagten gekommen. In 1651-52 lebten "die Prozesse" wieder auf und Überlebende von 1631 wurden verfolgt, ein Phänomen, daß sich 1681-87 erneut wiederholte. Ob die dutzenden Opfer der Hexenverfolgungen aus Wehrheim und den benachbarten Gemeinden direkt in den Hügelgräbern am Süßeberg beerdigt wurden, ist unbekannt aber plausibel. Weitere Literatur : 1  2  3  4  5   


 

Ausschnitt der TK mit den nördlich Wehrheim liegenden 5 Hügelgrabfeldern, die alle in räumlicher Nähe zu ehemaligen justiziären Exekutionsstätten liegen.


I. - VII.

Wie bereits in der Einleitung der Betrachtung von TK Blatt 5617 (Usingen) erwähnt, werden die in der Gesamt-Übersichtskarte blau markierten und mit römischen Ziffern gekennzeichneten 7 Hügelgrabfelder entlang des Limes am westlichen Hochtaunushang hier getrennt abgehandelt.

Übersichtsplan: "Hügelgrabfelder nahe des "Munitionsdepot Köppern Süd" die teilweise im ehemaligen Militärischen Sperrgebiet der US-Army nach 1951 lagen.

Unabhängig von den kontemporären Bauwerken und Anlagen befinden sich alle Hügelgrabfelder unmittelbar am oder in relativer Nähe zum sogenannten "Limes". Diese Grenzwallbefestigung wird historisch der Besatzungszeit durch das "Römische Reich" im Zeitraum 100 bis 600 Jahre nach Christus zugeordnet. Die Fundamente der im Laufe der Jahrhunderte verfallenen Bauwerke waren um die vorletzte Jahrhundertwende (1890-1910) wiederentdeckt, ausgegraben und interpretiert wiederaufgebaut worden, teilweise unter Einsatz von Pionierbatallionen des Heeres. Im vergangenen Jahrhundert wuchs eine historische Kultbewegung heran, welche die ehemaligen Grenzwallbefestigungen zwischen dem Römischen und dem Germanischen Reich für Trachtenspektakel nutzte. Dabei wurden auch "Nekropolen" gefunden, ausgegraben und restauriert. 

Von den 7 Hügelgrabfeldern im hier betrachteten Sektor ist allerdings nur das Feld # I. auf der Topographischen Karte von 1951 bereits eingetragen. Die Felder II. - VII. wurden, wie bereits einleitend erwähnt, zu einem späteren Zeitpunkt kartographisch registriert, was darauf hinweisen könnte, daß sie zeitnah zum Ende des Zweiten Weltkrieges - also vor der Deklaration der Fläche als Militärdepot durch die US-Army im Jahre 1949 - entstanden sind oder aber, was ebenso möglich wäre, zu einem späteren Zeitpunkt und in Zusammenhang mit den Bauarbeiten zur Errichtung des Munitionsdepots. Nicht auszuschließen ist allerdings desweiteren, daß die Hügelgräber älteren Datums waren aber erstmals bei der Restauration des Limes oder den militärischen Begehungen des ehemals erweiterten Sperrgebietes entdeckt und registriert wurden. Die hier ausgewertete Topographische Karte von 1951 basierte dabei vermutlich auf älteren Kartenversionen aus der Zeit vor dem "Dritten Reich 1933-45" so daß topographische Änderungen zwischen 1939 und 1949 noch nicht kartographisch erfasst waren.



I. - II.
Die am entferntesten vom Depot gelegenen Hügelgrabfelder befinden sich im "Oberen Kolbenrot"-Wald an der Forsthausstrasse beim Pfaffenwiesbacher Reitsportgelände und am Römerkastell "Kaisergrube", direkt am Limes.  


Kartenausschnitt mit Hügelgrabfeld # I. - im Oberen Kolbenrot und # II. am Römerkastell Kaisergrube.



Luftbildkarte von dem 1951 bereits kartierten Hügelgrabfeld # I. am Ortsrande von Pfaffenwiesbach nahe dem heutigen Reitsportgelände. Die ungefähre Position der 4 Grabhügel ist mit roten Punkten markiert.




III.
Das dritte Hügelgrabfeld befindet sich in 1000 Meter Abstand vom Limes hangaufwärts zum Taunuskamm nordwestlich des Römerkastelles "Ockstädter Wald" nahe den Erhebungen des "Steinkopf" und des "Dachskopf".

Ausschnitt der TK mit Hügelgrabfeld # III. am Steinkopf



IV. - VII.
Die Grabfelder # IV. bis # VII. liegen in den Waldabteilungen die nördlich bzw. östlich direkt an den heutigen Militärischen Sicherheitsbereich angrenzen. Für diesen Waldabschnitt bestanden in den Jahren nach Einrichtung des Waffendepots durch die US-Army erweiterte Zugangsbeschränkungen.  

Grabfeld # IV. bestehend aus 3 Grabhügeln liegt beiderseits der Waldstrasse direkt am Kulturdenkmal "Römerkastell Kapersburg" und # V. in 500 Metern Abstand von der Südostecke des Kastelles im Wald zwischen "Saukopf" und "Wellenberg". 

Die ebenfalls 3 Grabhügel des Feldes # VI befinden sich 250 Meter südlich des Gipfels der 450 Meter hohen Erhebung des "Wellenberg" und in 1000 Metern Abstand südlich der Kapersburg und das auch wieder aus 3 Grabhügeln bestehende Feld # VII liegt 750 Meter östlich davon im Wald in Richtung auf einen ausgedehnten Quarzit-Tagebau.   

Kartenausschnitt der TK Usingen mit den 4 Hügelgrabfeldern an der Kapersburg in unmittelbarer Nachbarschaft des BW-Depots Köppern-Süd.







TK 5717 Bad Homburg


Hügelgräber finden sich gehäuft um die Ein- und Ausgänge des Köpperner Tales, westlich an der Saalburgsiedlung und östlich um Köppern. Zweiter Focus ist der Taunushang westlich von Dornholzhausen, Obersteden und an der Oberurseler Hohemark. Möglicherweise handelte es sich um militärische Kampfgebiete bei Vorrücken der alliierten Truppen um das Kriegsende herum. 



Luftbildkarte des Köpperner Tales mit den rot markierten Hügelgrabfeldern an Saalburg und Saalburgsiedlung (Mark-Wald) sowie rund um Köppern. Ebenso eingetragen an oberster Stelle ist das Hügelgrabfeld am Galgenberg von Wehrheim (Hexenprozesse). Großräumig sind das Taunusquarzitwerk, das benachbarte NATO-Munitionsdepot, das Wald-Sanatorium-Köppern (früher: "Hütten-Mühle"), die 1930-40 gebaute Bundesautobahn sowie unterirdischen Bunkeranlagen des FHQ Kransberg nordwestlich Pfaffenwiesbach von Bedeutung.



28. - 29.


Hügelgräber (gelb markiert) unterhalb des Saalburg-Kastelles am Westeingang des Köpperner Tales im "Hegewald" zwischen Saalburg und "Schäferborn" und oberhalb der Saalburgsiedlung im "Mark-Wald"




30. - 34.


Hügelgräber am Ostausgang des Köpperner Tales in den "Spitze Stein Hecken" an der "Batterie" nahe dem "Kätzerborn", im gesamten Wald östlich Köppern entlang der Bundesautobahn und im "Spießwald" südlich der modernen Siedlungsgrenze des Ortes. Die Flurnamen Kätzerborn und Spießwald deuten auf historische Justizstätten hin.  




Hügelgrabfelder am Waldrand des Vordertaunus bei Bad Homburg (Hardtwald), Dornholzhausen, Oberstedten und Oberursel (Hohemark)


35.


Hügelgrabfelder (gelb) am "Eselspfad" im Hardwald bei Bad Homburg. Ebenso sind rot markiert der kontemporäre Waldfriedhof und der jüdische Friedhof von Seulberg. Der vom Waldfriedhof zu den Hügelgräbern führende "Kreuzweg" deutet auf eine traditionelle, indianische Beerdigungsstätte hin.


36. - 37


Hügelgrabfelder (gelb) am Taunushang westlich Dornholzhausen und Oberstedten im Hegewäldchen nahe der Luthereiche und an der Obeliskenschneise nahe dem "Krausbäumchen" am "Sange-Berg". Mit Kraus- oder Krause- bezeichnete Bäume standen bisweilen im Zusammenhang mit Stätten der historischen Justiz.


38. - 39.


Die 2 Hügelgräber-Felder an der Oberurseler Hohemark. Das direkt an der Kurklinik liegende Feld ist desweiteren dem Oberurseler Waldfriedhof benachbart. Die Hügelgräber am "Heidengraben" deuten auf eine nicht-christliche Beerdigungsstätte hin. Die parallele Benennung der Waldstraße als Metzgerpfad weist möglicherweise auf einen Ethnozid hin.






Nachwort


Die Datenzusammenstellung erfolgt in Erinnerung an Leben und Wirken von Rosemarie Zanger. Frau Zanger, geboren am 8. Oktober 1935 in Usingen wuchs nach den Ereignissen der Kristallnacht in ihrem Geburtsort auf der Emmershäuser Hütte bei Weilrod im Weiltal auf. Nach dem Besuch der Grundschule in Emmershausen, wo sie während der Jahre des Dritten Reiches von ihrem Lehrer besonders für Heimat- und Naturkunde begeistert wurde, absolvierte sie die Handelsschule in Bad Homburg. Anschließend wechselte sie zur Berufsausbildung und ersten Anstellung zu einem Oberurseler Unternehmen, bevor sie ihre Laufbahn als Verwaltungsangestellte der Kreisverwaltung des Landkreises Usingen (später Hochtaunuskreis) antrat. 

Unter Landrat Heinrich Müller nahm sie ab 1956 die Position der Landrats-Sekretärin ein. 12 Jahre nach Kriegsende standen für die Kreisverwaltung wichtige Themen, die mit der Zeit des Nationalsozialismus in Verbindung standen, auf dem Arbeitsprogramm. Hierzu zählten Fragen der Suche nach Vermissten, Familienwiederzusammenführung, Bewältigung von Kriegsverbrechen und die Kontrolle der Verwaltung über bei Kriegsende verborgene Waffenbestände. Ein Thema, das Frau Zanger persönlich besonders berührte, war die Frage der Kartierung und Untersuchung der Hügelgrabfelder in den Wäldern rund um Usingen, was letztendlich durch die Mitgliedschaft ihres eigenen Vaters Günther Klinge in der SA und der deutschen Wehrmacht sowie dessen vermutlichen Tod während Kämpfen deutscher Verbände bei Charkov (Ukraine) im Jahre 1942 begründet wurde.

Nach ihrer Eheschließung mit Rolf Zanger und der Geburt ihres Sohnes im Jahre 1957 gab sie ihre Anstellung im Landratsamt Usingen auf, ohne jedoch ihre weitere Beschäftigung mit den wichtigen Fragestellungen ihrer Dienstzeit aufzugeben. Mit ihrer Familie erschloß sie nach ausführlichem Kartenstudium die Naturräume des Taunus und erwanderte fast jede im Wald verzeichnete Hügelgrabstätte, die Limes-Strukturen und Naturdenkmale. Parallel untersuchte sie zahlreiche der bekannten Fossilfundstellen im Weiltal, initiierte eine Naturaliensammlung und die Einrichtung des "Heimatmuseums Emmershäuser Hütte" zwischen 1966 und 1970.

Nach dem Umzug ihrer Familie nach Weilmünster im Jahre 1970 dehnte sie nach der Entdeckung, daß auch außerhalb des Landkreises Usingen Hügelgräberfelder in Taunus und Westerwald existieren, ihre Exkursionen in den Goldenen Grund, insbesondere in die Umgebung des Eisenbachtales, das Lahntal und den südöstlichen Westerwald aus, wo sie die Suche nach Hügelgrabfeldern fortsetzte und deren mögliche Verbindung zu Bergbaustätten studierte. Im Lahntal suchte und sammelte sie in der Umgebung von Fürfurt, Aumenau und Villmar Fossilien und erkundete die Bergbaustätten rund um Gräveneck, Falkenbach und Gaudernbach, die mit dem ehemaligen V 2 Programm in Verbindung standen.  

In Weilmünster selbst beschäftigte sie sich mit Fragen im Zusammenhang mit dem ehemaligen Nassauischen Kindersanatorium, insbesondere dem "Wasserwerk bei Möttau" und dem Sondergebäude "Waldheim", welches in ähnlicher Architektur bau- und zeitgleich zu ihrem eigenen Wohnhaus in Weilmünster errichtet worden war, sowie im Wald oberhalb des Krankenhauses verborgenen Strukturen (Wasserwerke, Tunneleingänge, etc.). Sie setzte sich zuerst individuell, später im Rahmen der "Grünen" für den Abbau der Vorurteile gegenüber den Bewohnern des Klinikums und für die sukzessive Öffnung der ursprünglich ummauerten, geschlossenen Sanatoriums-Anlage ein und wurde so ein treibender Faktor für die heute praktizierte normale Integration der ehemaligen "Psychiatrisierten" in das Gemeindeleben. Aus dieser Zeit datieren auch ihre Verbindungen zu ehemaligen, ostasiatischen Angestellten des ehemaligen Krankenhauses. 

Ebenso engagierte sie sich in den 70er bis 90er Jahren in der Städtepartnerschaftsbewegung Weilmünster-Le Cheylard und bereiste in unzähligen Camping-Urlauben die Region Südfrankreich, insbesondere die Ardeche- , Gardon-und Tarn-Schluchten, wo sie ein intensives Studium der Karstlandschaft und deren Höhlen betrieb, die sowohl als Fossilfundstellen, als Wohnstätten prähistorischer Menschen als auch als Refugien von Widerstandskämpfern der Resistance oder deutscher Flüchtlinge nach dem Zweiten Weltkriege dienten. Während ihrer Urlaubsreisen widmete sie sich intensiv langjährigem Kontaktaufbau zu "Alternativen" deutschen Auswanderern und zu nach dem Kriegsende in Frankreich verbliebenen, ehemaligen deutschen Truppenangehörigen.   

Ein weiterer Schwerpunkt ihres Interesses wurde die Region des Luberon, aus welcher die Vorfahren von Einwanderern nach Deutschland stammten, die sich als Waldenser und Hugenotten im Raum Mörfelden-Walldorf, Friedberg sowie im Taunus und letztendlich auch in ihrem Geburtsort Usingen niedergelassen hatten, eine Einwanderungswelle die in Folge einer Eheschließung eines Nassauer Adligen mit einer Hochfrau aus dem südfranzösischen Orange vor mehreren Jahrhunderten resultierte. Darüberhinaus besuchte sie die Region Languedoc-Roussillion und die Burgen der Katharer, deren Geschichte sie bis zur vollständigen Begeisterung in ihren Bann zog. 

Nach dem Ende ihrer Reisen nach Südfrankreich um den Jahrtausendwechsel wirkte Frau Zanger als Initiatorin der Gründung des CID-Institutes und als Privatmäzenin für dessen Aufbau.



Rosemarie Zanger bei einer Fahrrad-Fernerkundungstour an einem Aussichtspunkt am Mittelmeer bei Narbonne im Sommer 1995



Rosemarie Zanger in Begleitung einer ostasiatischen Freundin ihrer Familie am 29. Mai 2012 vor dem Bambus-Teich im Garten ihres Hauses in Weilmünster.





ALS DU AUF DIE WELT KAMST, WEINTEST DU,
UND UM DICH HERUM FREUTEN SICH ALLE.

LEBE SO, DASS, WENN DU DIE WELT VERLÄSST,
ALLE WEINEN UND DU ALLEIN LÄCHELST. 

chinesische weisheit